Wenn man die Läufer Community auf Instagram oder auf anderen Plattformen nach Läufen fragt, die man unbedingt groß im Kalender markieren muss, dann wird man hier im Umkreis auf jeden Fall auf den Venloop verwiesen. Egal, ob wandern, 10km oder auch 21km, da ist für jeden etwas dabei. Und beim Venloop steht definitiv immer die Stimmung im Mittelpunkt, denn wenn die Niederländer für eins bekannt sind, dann für ihre Gastfreundschaft und ihre Partys. Ich spreche da aus Erfahrung :P in einem Jahr Studium in NL habe ich einiges erlebt.
Als mir also der Venloop empfohlen wurde, wusste ich: Da will ich auch starten! Die Anmeldung startete am 01.08.2018 um Punkt 00:01. Zufällig auch der Geburtstag meiner besseren Hälfte, der musste dann leider für ein paar Sekunden vertröstet werden, weil ich mich erst für den Halbmarathon anmelden musste. Er hat es mir verziehen :) Die Startplätze waren schnell ausverkauft, kurz vor dem Lauf im März verkaufen aber sehr viele wieder ihre Plätze, falls ihr also nicht auf Anhieb einen kriegt: nicht traurig sein und einfach etwas warten!
Monatelang habe ich mich auf diesen Lauf gefreut und dafür trainiert. Eine konkrete Zielzeit hatte ich nicht, dennoch schlummerte in mir der Wunsch Sub2 zu laufen. Doch irgendwie stand der Lauf für mich unter keinen guten Sternen. Einen Tag vorm Venloop verstarb im engsten Familienkreis ein sehr wichtiger Mensch für mich, was mich total aus der Bahn warf. Trotzdem wollte ich laufen und ihr meinen Halbmarathon widmen. Leider fiel mir dann auch noch auf, dass ich im letzten Startblock starte und zu allem Überfluss stand ich ungelogen bis 3 Minuten vor Start in der Schlange der Dixie Klos. Ich war extrem nervös und hatte Angst, dass ich nicht mehr rechtzeitig in den Startblock komme.
Als es dann los ging, war ich immer noch angespannt. Da war die riesige Nervosität vorm zweiten Halbmarathon, die Trauer über den Todesfall, die Freude aufs Laufen und die riesen Party auf der Streck - es kam irgendwie alles zusammen. Der erste Kilometer lief sehr schleppend und überholen war kaum möglich. Aber langsam fand ich mein Tempo und lief Slalom um die anderen Läufer, mein Ziel möglichst nah an die Sub2 zu kommen, vor Augen. Es war ein anstrengender Lauf aber er machte auch unfassbar viel Spaß und das vor allem wegen der guten Stimmung an der Strecke.
Ab etwa Kilometer 15 hatte ich dann ganz plötzlich Schmerzen im Oberschenkel, die immer stärker wurden, sodass ich wieder Tempo rausnehmen musste. Die letzten 6 Kilometer konnte ich absolut nicht genießen, es war einfach ein mentaler Kampf, den ich schließlich gewonnen habe. Ganz viel Kraft gab mir dabei der Gedanke, dass ich diesen Lauf meiner verstorbenen Großtante widme, die für mich immer wie meine Oma war. Und genau der Gedanke hat mich geflügelt. Ja ich hatte Schmerzen, mir war zum Teil richtig übel und meine Zielfotos sehen gruselig aus, aber ich habe mich ins Ziel gekämpft und das immerhin mit einer Zeit von 02:04:59!!! Ich bin stolz, dass ich nicht aufgegeben habe.
Für mich war das bisher der mit Abstand emotionalste Lauf. So viele Gefühle, die gleichzeitig auf einen einprasseln! Am Ende hat aber die Freude und der Kampfgeist gewonnen und mich ins Ziel gebracht. Und die Holländischen Fritten im Ziel waren Belohnung genug! Auch wenn ich auf die Schmerzen gerne verzichtet hätte, wird der Venloop 2019 als mein zweiter Halbmarathon für mich immer in besonderer Erinnerung bleiben.